Weihnachtskonzert 2015

Berühmte und unbekannte Kompositionen

Oberschwäbisches Kammerorchester musizierte mit zwei Solisten im Ravensburger Schwörsaal

Von Dorothee L. Schaefer

RAVENSBURG - Wie jedes Jahr ziehen die klassischen Konzerte im Schwörsaal am letzten Sonntag vor Weihnachten ein großes Ravensburger Publikum an – und das ist kein Wunder. Denn mitten im Altstadt-Weihnachtsmarkttrubel für eine Zeit lang innezuhalten und schöne Musik zu hören, gehört wohl für viele einfach dazu.

Diesmal hatte Marcus Hartmann, seit 2008 Leiter des Oberschwäbischen Kammerorchesters, ein Programm aus drei großen Werken zusammengestellt. Das Hauptwerk – J. S. Bachs „Konzert für Violine, Oboe, Streicher und Basso continuo d-moll“ BWV 1060 – umgaben eine Sinfonie von einem jüngeren Zeitgenossen Bachs, Giovanni Battista Ferrandini, und eine Serenade des Amerikaners Arthur William Foote von 1891.

Vermutlich kannte kaum jemand diese beiden Komponisten, obwohl der Venezianer Ferrandini fast 35 Jahre lang zu den bedeutendsten Komponisten am Hofe des bayerischen Kurfürsten in München gezählt hat. Seine „Sinfonia per il Santissimo Natale D-Dur“, die „Weihnachtssinfonie“, wirkte durch die Echo- und Kuckucksrufe von zwei Flöten, die sich durch den ganzen ersten Satz zogen, heiter, fröhlich und beschwingt; besonders das sanft getragene Andantino rührte musikalisch an. Sehr temperamentvoll kam der dritte Satz daher, ebenso präzise gespielt wie die anderen.

Für Bachs Konzert (um 1736 entstanden) blieb die Orchesterbesetzung die gleiche mit etwa 35 Instrumentalisten – ein überwiegend junges Ensemble. Auch Sara Domjanic (*1997) und Adrian Buzac (*1980) sind beide noch jung, aber schon sehr weit in ihrer Karriere. Sara Domjanic spielt seit ihrem vierten Lebensjahr Geige und ist seit 2011 Studentin an der Internationalen Musikakademie in Liechtenstein, sie stammt aus Vaduz. Adrian Buzac hat schon Karriere gemacht, seit 2008 ist er Professor für Oboe und Kammermusik in Feldkirch. Seinem Spiel merkt man ein breites musikalisches Interesse an, und aus dem Tempo seines Spiels sprach die Jugendlichkeit. Die beiden Solisten passten gut zusammen und dem Orchester gelang es, mit ihnen mitzuhalten. So gelang ein schönes Adagio im Mittelteil, in dem sich das wunderbare Legato der Violine mit dem fast durchgehenden Pizzicato der Streicher verband und die Oboe, deren Stimme in diesem Stück den Ton angab, sich girlandenartig um die Violine wand. Riesiger Beifall nach dem schwungvollen Schlussallegro – und statt irgendeiner Zugabe wiederholten alle zur Freude des Publikums diesen dritten Satz.

Danach ein Sprung von über 150 Jahren zu der „Serenade E-Dur für Streichorchester“ op. 25 von Arthur William Foote, der in dieser Komposition in fünf Sätzen durchaus von der europäischen Musik beeinflusst scheint, aber einen eigenen Stil ausprägte. Er wirkte in Massachusetts und in Boston. Ein durch und durch spätromantisches Stück, sehr melodiös, verträumt elegisch im zweiten Satz – mit einem exzellenten Cello-Solo der Ersten Cellistin – tänzerisch in der „Romanze“ und in der „Gavotte“. Da gab es wirklich etwas Neues zu entdecken – und weil es so schön war, wurde auch dieser zweite Satz noch mal gespielt. Natürlich erst nach dem obligaten gemeinsamen Weihnachtslied „Tochter Zion, freue dich“.

Foto: Dorothee L. Schaefer

In J. S. Bachs bekanntem Konzert für Violine, Oboe, Streicher und Basso continuo zeigten die beiden Solisten, Sara Domjanic und Adrian Buzac, so mitreißende Musikalität, dass Dirigent Marcus Hartmann den dritten Satz des Konzerts als Zugabe wiederholen ließ. — Foto: Dorothee L. Schaefer

Schwäbische Zeitung vom 22.12.2015