Weihnachtskonzert 2013

Kammerorchester zeigt sich bei Konzert von der besten Seite

Weihnachtskonzert zieht Besucherströme an

Von Babette Caesar

RAVENSBURG – Überwältigt vom großen Besucherandrang hat sich das Oberschwäbische Kammerorchester unter Leitung von Marcus Hartmann am Sonntag im Schwörsaal von seiner besten Seite gezeigt. Anfangs gab sich das Weihnachtskonzert noch recht beschaulich mit Luigi Boccherinis „Pastorale“. In Joseph Haydns Cellokonzert mit dem Solisten Jonas Vischi forcierte es die Klangfarbigkeit. Mit Mozarts Adagio und Fuge c-Moll und Antonin Dvořáks Tschechischer Suite schöpfte es aus dem Vollen.

Zugabe für Cellist Jonas Vischi

Ein Blick auf die Biographien der vier Komponisten verrät eine ihrer Gemeinsamkeiten. Sie kommen sämtlich aus bescheidenen Lebensumständen. Boccherini als der berühmteste Cellovirtuose seiner Zeit stammte aus einer armen Musikerfamilie. Haydn wuchs in der niederösterreichischen Provinz bettelarm mit zehn Geschwistern auf. Mozart wurde in Salzburg in einer Dreizimmerwohnung geboren. Dvořák erblickte das Licht der Welt in einem Dörfchen nördlich von Prag und sollte Gastwirt werden. Doch alle sind sie zu Kometen am Komponistenhimmel aufgestiegen. Das verbindet sie mit der Weihnachtsgeschichte.

Getragen und festlich, aber sehr dezent eröffnete Boccherinis Hirtenmusik den Abend. Diese Stimmung nahm Haydns spät geschriebenes Cellokonzert in D-Dur mit dem Allegro moderato auf. Behutsam bis bedächtig, manchmal schwebend, solange bis Jonas Vischis virtuoser Solopart einsetzte. Der 1988 in Weingarten geborene Cellist, der bereits mit diversen Klassikpreisen ausgezeichnet und Mitglied im Lucerne Chamber Orchestra ist, wusste ausdrucksstark zu begeistern, was ihm sogleich eine Zugabe einbrachte. Auf den Kontrast von Zurückgenommenem und Dominantem, auf lautmalerisch unterschiedlich stark betonte Sequenzen richtete sich das Augenmerk in zweiten Konzertteil.

Beginnend mit Mozarts Adagio und Fuge in c-Moll, die von hochkarätigem Kaliber ist. Orientiert an Johann Sebastian Bach und dessen Söhnen griff Mozart auf eine eigene Klavierfuge zurück, arrangierte sie für Streicher und versah das mit einem Adagio. Kühn ließe sich seine zwar noch barocke, aber spieltechnisch vertrackte Stimmführung nennen. Klanglich herausgestellt hat Marcus Hartmann das monoton Aufbrechende der Violinparts gegen die tief unten brummenden Bässe. Bedrohlich wirkten diese Sequenzen. Überaus spannend gestalteten sich die immer von neuem anhebenden Themeneinsätze, die neben- und übereinander zu liegen scheinen, die beginnen und dann im Sande verlaufen. Dvořáks Tschechische Suite folgte auf Mozarts Chromatik. Inspiriert durch Volkstänze seiner Heimat glaubte der Zuhörer im Präludium Dudelsackklänge herauszuhören.

Beschwingt und bewegt ging es zur Polka über, die das Laute und Leise pointiert hin- und herwogte. Sanft vorangleitend und sehnsuchtsvoll gestimmt brachte die Romanze das Weihnachtskonzert zum Ausklingen.


Schwäbische Zeitung vom 23. Dezember 2013