Dies ist eine alte Version des Dokuments!


Presse

[float]

[/float]

Ein gefälliges Programm aus Barock und Moderne

Oberschwäbisches Kammerorchester gibt Weihnachtskonzert im ausverkauften Schwörsaal

Das Oberschwäbische Kammerorchester hat im ausverkauften Ravensburger Schwörsaal ein tolles Weihnachtskonzert gegeben. Dorothee L. Schaefer Ravensburg sz An den Anfang des Konzerts mit dem Oberschwäbischen Kammerorchester hatte Dirigent Marcus Hartmann einen kaum bekannten italienischen Komponisten gestellt, den in Bologna 1698 geborenen Gaetano Maria Schiassi. Dessen „Pastorale per il Santissimo Natale di nostro signore“ in vier Sätzen erinnerte in ihrer ganz und gar italienischen Machart stark an den 20 Jahre älteren Vivaldi. Besonders im zweiten und dritten Satz „Allegro“ und „Largo spiccato“ schienen musikalische Formen wie aus dessen „Jahreszeiten“ auf. Durchwoben von Harfentönen, die wie Tropfen in das Gewebe der Streichertöne fielen, entwickelte sich eine erstaunliche Komposition, die mit einem sanften und leisen „Andante“ endete. Natürlich anmutig und konzentriert nahm die erst 14-jährige Elisso Gobibedaschwili danach W. A. Mozarts großes dreisätziges Konzert für Violine und Orchester Nr. 5 in A-Dur KV 219 in Angriff und verlieh dem ersten Satz einen gleichsam postromantischen Schwung. Im Adagio setzte sie das Vibrato ein wenig zurückhaltender ein, im tänzerischen dritten Satz („tempo di menuetto“) übernahm sie vollends die Stimmführung vor dem von Marcus Hartmann umsichtig geleiteten Orchester. Während dreier schwieriger Solokadenzen in den Sätzen konnte sie auch kein mehrfaches Kleinkindergreinen aus dem Takt bringen. Es machte Freude, ihr beim Spielen zuzusehen: In ihrer Zugabe, der 17. Caprice von Paganini – einem Stück, das zwischen allen möglichen Halbtönen und Doppelgriffen dahinflattert – bewies sie nicht nur außerordentliche Präzision, sondern legte erstaunliche Musikalität in dieses Stück Fingerübung. Eine Überraschung nach der Pause kam mit Gustav Mahlers „Adagietto“ aus der 5. Sinfonie, das nur ein Streicherensemble mit Harfe (Melitta Hartmann) verlangt. Dieses schwierige Stück, unsterblich geworden als Filmmusik zu Viscontis „Tod in Venedig“, ist der vierte Satz innerhalb einer dramatischen Sinfonie und wirkt wie eine Traumsequenz voller Sehnsucht und tiefer Melancholie. Dem Orchester gelangen die fließende und dann auch wieder zart stockende Bewegung, das An- und Abschwellen der Musik, die Crescendi und die Diminuendi auf den Punkt genau. Zum Abschluss und nach dem seelenvollen Mahler-Stück sorgte die „English Suite for String Orchestra“ des britischen Komponisten Charles Hubert H. Parry für fröhliche Stimmung. Fünf Sätze mit Schwung und Pizzicato, bewegt, tänzerisch und pointiert setzten den Schlusspunkt unter ein Konzert, das perfekt aufs Fest einstimmte. Danach war das traditionelle gemeinsame Weihnachtslied angesagt – und immerhin sang fast das ganze Publikum zur Orchesterbegleitung das bekannte, aus dem frühen 17. Jahrhundert stammende Kirchenlied „Vom Himmel hoch, o Engel, kommt“. Und das war wie immer ein besonderer Moment in der Kirche: gemeinsames Singen ist wie sich gegenseitig Frieden wünschen.

Schwäbische Zeitung - Lokales

08.07.2014 Von Dorothee L. Schaefer

Serenade in schönster Abendstimmung

Großes Publikum für das Oberschwäbische Kammerorchester im Innenhof der Hochschule Weingarten

Das Oberschwäbische Kammerorchester Ravensburg-Weingarten besteht zur Hälfte aus jüngerem und jungem Nachwuchs: Eine gute Misch Das Oberschwäbische Kammerorchester Ravensburg-Weingarten besteht zur Hälfte aus jüngerem und jungem Nachwuchs: Eine gute Mischung aus allen Generationen ist eine der Voraussetzungen für eine solide musikalische Basis. (Foto: Dorothee L. Schaefer )

Weingarten / sz Schöner hätte das Wetter nicht mitspielen können beim Serenadenkonzert des Oberschwäbischen Kammerorchesters Ravensburg-Weingarten. Die warmen Strahlen der Abendsonne reflektierten die Kuppel der Basilika in den Fenstern der Pädagogischen Hochschule und ließen die Instrumente aufleuchten. Nur ein leises, frisches Lüftchen brachte immer mal wieder etwas Unordnung in die Notenblätter und trotz Wäscheklammern und Magnetknöpfen an den Notenständern war es bisweilen gar nicht so einfach, das Musikmaterial zu bändigen und den Überblick zu behalten.

Die kurze Ouvertüre zur Oper „Il maestro di Cappella von Domenico Cimarosa eignete sich zum Warmspielen des voll besetzten Orchesters unter der umsichtigen Leitung von Marcus Hartmann mit einem großen Bläsersatz und zwei Kontrabässen, zumal – wie später intern zu erfahren war – der Konzertmeister am Tag zuvor erkrankt war. Nun lastete der Zusammenhalt auf dem nachrückenden Kollegen, was nie leicht ist. Ganz allgemein kommt hinzu, dass für solche Regionalensembles aus Musiklehrern, Fortgeschrittenen und engagierten Laien im Verhältnis immer weniger Streicher zur Verfügung stehen als Bläser, welche sich durch die gut aufgestellten Musikvereine und Jugendorchester leichter rekrutieren lassen würden.

In Mozarts berühmten Klarinettenkonzert A-Dur spornte der Solist Alain Wozniak das Orchester zu einer Hochleistung an, denn dieses weltberühmte Konzert verlangt eine sensible Begleitung zur führenden Solostimme. Der in Nordfrankreich geborene Klarinettist, der seit 2002 als Lehrer an der Musikschule Friedrichshafen und Leiter des dortigen Jugendblasorchesters wirkt, hatte einen beeindruckenden Auftritt: ein tadelloses Legato, eine souveräne Modulation, eine präzise Stimmführung und einen warmen vollen Ton, der sich mühelos in dem akustisch ja nicht ganz unproblematischen Außenraum durchsetzte.

Nach der Pause stand Mendelssohn-Bartholdys Sinfonie Nr. 1 c-moll op. 11 auf dem Programm. Mit ihren vier Sätzen in fünf Tempi ist sie vielgestaltig, temporeich und ungewöhnlich aufgebaut; so schiebt sich als dritter Satz ein Menuett hinein und zum Ende hin erklingt – wie bei dem Bach-Wiederentdecker und Bewunderer Mendelssohn häufig – eine Fuge, die das Orchester übrigens sehr gut ausarbeitete. Auch die Bläser – zwei Hörner, Flöte, Oboe und zwei Fagotte – bildeten zusammen mit den verlässlichen dunklen Streichern einen soliden Klangzusammenhang.

Für den langen und herzlichen Beifall bedankte sich das Ensemble mit einem schönen und zum Ort wunderbar passenden und schwungvoll interpretierten Zugabe, dem „Carillon„ aus der „Suite Arlésienne“ von Georges Bizet.