Serenadenkonzert 2002

Stimmungsvolle sommerliche Serenade

WEINGARTEN – Im Rahmen der vom Kulturverein Weingarten organisierten Veranstaltungen gab es im Innenhof der Pädagogischen Hochschule einen vorsommerlichen Höhepunkt: Das Oberschwäbische Kammerorchester unter Michel Wieder musizierte im Innenhof der Pädagogischen Hochschule Werke von Larsson, Mozart und Schubert.

Von Rainer Michael Hepp

Michael Wieder uns seine Musikerinnen und Musiker hätten für ihr Serenadenkonzert unter freiem Himmel wohl keinen schöneren Abend aussuchen können: Sommerliche Temperaturen, Vogelgezwitscher und ein zumindest für die Zuhörer immer wieder angenehmer leichter Wind prägten die beschauliche Atmosphäre vor barocker Kulisse und verwandelten den Innenhof der PH in eine von südlichem Ambiente geprägte Freiluftbühne, auf der das deutlich verjüngte Ensemble des Oberschwäbischen Kammerorchesters einen erquickend frischen musikalischen Ton anzustimmen wusste.

Den Solopart in Wolfgang Amadeus Mozarts (1756–1791) Hornkonzert in Es-Dur, KV 417, hatte Roman Gmür übernommen, dessen Spiel sich durch eine sensible Tongebung auszeichnet. Anfänglich wohl aufgrund der akustischen Verhältnisse noch eher verhalten, gewinnt Gmürs Interpretation zunehmend an spielerischer Sicherheit und musikalischem Ausdruck. Der von Mozart virtuos angelegte Finalsatz mit seiner klassischen Rondoform gibt dem Hornisten schließlich die Möglichkeit, seine technischen Fähigkeiten klanglich umzusetzen und musikalisch zu entfalten.

Dass das Oberschwäbische Kammerorchester nicht nur ein einfühlsamer Begleiter ist, sondern auch ein engagiertes Ensemble, das reine Orchesterwerke mit Begeisterungsfähigkeit wiederzugeben versteht, wurde gleich zu Beginn der Programmfolge im Divertimento für kleines Orchester op. 15 des schwedischen Komponisten Lars-Eric Larsson (1908–1986) überaus deutlich. Feinsinnig aufeinander abgestimmte Einzelstimmen gestalten hier die sich steigernden Einwürfe einzelner Instrumentalisten und lassen so den grundsätzlichen Unterhaltungscharkter des dreisätzigen Werkes immer wieder markant hervortreten.

Frisch musiziert und mit ausgesprochener Differenzierung in den dynamischen Abstufungen gelang auch Franz Schuberts (1797–1828) fünfte Symphonie in B-Dur. Das Wechselspiel von Streichern und Bläsern verschmilzt dabei ganz besonders im Andante zu einem melodiös-lyrischen Wohlklang. Orchester und Dirigent entwickeln im abschließenden Allegro vivace noch einmal eine ausgewogene Klangkultur, in der sich spielerische Leichtigkeit und Sinn für dramatische Akzentuierung miteinander verbinden.

Dass man nach einem derartigen Schlusspunkt trotz anhaltendem Applaus keine Zugabe spielte, spricht für das sichere Stilempfinden der Musiker, wobei natürlich zu hoffen bleibt, dass sich das Oberschwäbische Kammerorchester nach einer derart gelungenen Freiluft-Premiere möglichst bald auf eine Reprise an gleichem Ort einlässt.


Schwäbische Zeitung vom 3.7.2002